Camping ist eine beliebte Freizeitaktivität in der freien Natur, bei der man mit Zelt oder Wohnwagen übernachtet. Allerdings können Sie in Deutschland Ihr Lager nicht überall aufschlagen. Camping außerhalb von offiziellen Campingplätzen wird als “Wildcampen” bezeichnet und unterliegt in Deutschland strengen gesetzlichen Regelungen.
Gesetzliche Grundlagen zum Camping in Deutschland
Anders als in manchen europäischen Ländern ist Wildcampen in Deutschland grundsätzlich verboten. Die rechtliche Grundlage dafür bilden verschiedene Gesetze:
- Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) regelt in § 59, dass das Betreten der freien Landschaft auf eigene Gefahr zum Zweck der Erholung allen gestattet ist. Das Zelten gehört jedoch nicht zum “Betreten”.
- Die Landeswaldgesetze der einzelnen Bundesländer verbieten in der Regel das Übernachten im Wald außerhalb dafür bestimmter Plätze.
- Das Landschaftsgesetz schränkt das Zelten in Naturschutzgebieten ein.
- In Privatwäldern und auf Privatgrundstücken entscheidet der Eigentümer über die Nutzung.
Verstöße gegen diese Gesetze können mit Bußgeldern geahndet werden, die je nach Bundesland zwischen 5 und 500 Euro oder in besonders schweren Fällen sogar bis zu 5.000 Euro betragen können.
Orte, an denen Camping in Deutschland verboten ist
Das Wildcampen ist an folgenden Orten ausdrücklich verboten:
- In Naturschutzgebieten und Nationalparks
- In Landschaftsschutzgebieten
- In Wäldern (gemäß den jeweiligen Landeswaldgesetzen)
- In Wasserschutzgebieten
- An Seeufern und Flussufern (oft gilt hier ein Mindestabstand von 50-100 Metern)
- Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen
- Auf Privatgrundstücken ohne Erlaubnis des Eigentümers
- In der Nähe von historischen Denkmälern und Kulturstätten
Wo ist Camping in Deutschland erlaubt?
Es gibt einige Ausnahmen und Möglichkeiten für naturnahes Übernachten:
- Offizielle Campingplätze: Die sicherste Option, mit Sanitäranlagen und oft weiteren Einrichtungen.
- Trekkingplätze: In einigen Bundesländern wie Rheinland-Pfalz, Saarland und Schleswig-Holstein gibt es spezielle Trekkingplätze im Wald, die legal genutzt werden können.
- Biwakieren: In manchen Bundesländern wird das einfache Übernachten ohne Zelt (nur mit Schlafsack und eventuell Biwaksack) für eine Nacht toleriert, wenn keine feste Campingausrüstung aufgebaut wird.
- Deutschland-Netz für Wohnmobile: Für Wohnmobilfahrer gibt es spezielle Stellplätze in vielen Städten und Gemeinden.
Besonderheiten in den verschiedenen Bundesländern
Die genauen Regelungen unterscheiden sich je nach Bundesland:
- In Bayern ist Wildcampen generell verboten, besonders streng in den Alpen.
- In Baden-Württemberg gibt es vereinzelte Trekkingplätze im Schwarzwald.
- Mecklenburg-Vorpommern verfügt über spezielle Naturlagerplätze für Wasserwanderer.
- In Schleswig-Holstein existieren mittlerweile einige legale Übernachtungsplätze.
- In Brandenburg gibt es Biwakplätze für Kanuwanderer.
Tipps für naturnahes Übernachten in Deutschland
Wenn Sie die Natur genießen möchten, beachten Sie folgende Regeln:
- Informieren Sie sich vorab über die lokalen Bestimmungen des jeweiligen Bundeslandes.
- Nutzen Sie offizielle Campingplätze, Trekkingplätze oder Biwakplätze.
- Falls Sie mit Erlaubnis auf Privatgrund übernachten dürfen, bedanken Sie sich angemessen.
- Hinterlassen Sie keinen Müll und nehmen Sie alles wieder mit.
- Machen Sie kein offenes Feuer (in deutschen Wäldern grundsätzlich verboten).
- Verhalten Sie sich ruhig und respektvoll gegenüber der Natur und anderen Menschen.
- Bleiben Sie nur für eine Nacht und bauen Sie Ihr Lager erst spät auf und früh wieder ab.
- Verrichten Sie Ihre Notdurft mindestens 100 Meter von Gewässern entfernt und vergraben Sie Fäkalien.
Alternative: Mikroabenteuer und legale Übernachtungsmöglichkeiten
Als Alternative zum Wildcampen können Sie diese legalen Optionen nutzen:
- Trekkingcamps in verschiedenen Mittelgebirgen (Kosten ca. 10-15 Euro pro Nacht)
- Schutzhütten des Deutschen Alpenvereins (DAV) in den Alpen
- Naturcampingplätze mit minimaler Infrastruktur
- Stellplätze für Wohnmobile
- Plattformen wie “1nitetent” oder “Landvergnügen”, die private Übernachtungsmöglichkeiten vermitteln
Trotz der strengen Regelungen gibt es in Deutschland also durchaus Möglichkeiten, naturnah zu übernachten – wenn man die gesetzlichen Bestimmungen respektiert und sich vorab gut informiert.